Vokale komponierte Formen

Der Dawr, der Muwashah, der Qadd, die Taqtuqa,

die Ughniya, die Qasida, der Monolog und das Duett

Formen-Verzeichnis

Die vokalen komponierten Formen sind das A und O der arabischen Musik, da es sich vor allem um eine Vokale Tradition handelt.

Der Muwashah

Der Muwashah (Plural: Muwashahat) ist eine komplexe Vokalform, die auf klassischen arabischen Gedichten aus Andalusien basiert. Daher werden Muwashahat manchmal als andalusisch eingestuft, obwohl die zugehörigen Melodien aus dem Gebiet von Syrien bis Ägypten stammen und erst in den vergangenen ein, zwei Jahrhunderten geschrieben wurden.

Muwashahat benutzen oft ungerade und komplexe Rhythmusmuster (siehe Iqa‘at), also 5/4, 7/4, 7/8, 10/8, 11/8, 13/8, 17/8 und so weiter. Muwashah-Melodien sind schwierig, oft synkopiert und bringen Schwung in die Iqa‘at.

Traditionell singen ein Mutrib (Hauptsänger) und ein Ensemble von Hintergrundsängern den Muwashah. Der Mutrib kann einen komponierten Teil mehrfach wiederholen, allerdings variiert er ihn dann durch Improvisation und Maqam-Modulation. Diese Praxis nennt sich Tafrid. Die Solo-Improvisationen wechseln sich mit Ensemblepassagen ab, in denen der Chor den komponierten Teil singt.

Der Qadd

Der Qadd (Plural: Qudud) ist ein leichtes und einfaches traditionelles Lied, das vor allem in Aleppo zur Blüte kam. Qudud werden gewöhnlich am Ende eines Wasla vorgetragen. Voran gehen schwerere Stücke wie Adwar, Qasa'id oder Muwashat. Qadd-Texte sind im umgangssprachlichen aleppischen, manchmal auch ägyptischen Dialekt gehalten. Sie sind sehr eingängig und leicht zu merken.

Der Dawr

Der Dawr (Plural: Adwar) ist eine ägyptische komponierte Vokalform, die am Ende des neunzehnten Jahrhunderts florierte und bis in die Dreißigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts sehr beliebt war. Der Dawr ist eine komplexe Komposition, die anspruchsvoll in der Aufführungspraxis auch und gerade für den Sänger ist. Er war lange das Zentrum der Wasla. Die Texte sind ausschließlich in umgangssprachlichen ägyptischen Arabisch gehalten.

Der Dawr beginnt gewöhnlich mit einem Dulab, dann kommt ein anderer Vokalteil, gefolgt von dem Ahat, einem Teil, bei dem die Melodie zwischen Sänger und Hintergrundsängern im Call-and-Response-Stil wechselt. Der Text lautet schlicht "Ah".

Die Taqtuqa

Die Taqtuqa (Plural: Taqatiq) ist das arabische Standardlied. Es hat eine Länge von drei bis vier Minuten. Strophe und Refrain wechseln sich mehrfach ab. Taqatiq benutzen gewöhnlich einfache iqa‘at wie Iqa‘ Maqsum und haben leicht zugängliche Texte und eine Melodie, die man sich leicht merken und mitsingen kann.

Die Ughniya (Liebeslied)

Die Ughniya (Plural: Aghani) ist ein langes Liebeslied, das sich im der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt hat. Sie kann bis zu einer Stunde dauern, wenn sie live gespielt wird, und hat ein langes Intro (siehe Muqaddima) sowie verschiedene Teile mit ausführlichen Maqam-Modulationen. Die Ughniya wird gewöhnlich mit großem Orchester vorgetragen, die Megastars wie Umm Kulthum, Abdel Halim Hafez und Warda begleiten.

Die Qasida (komponiert)

Die Qasida (Plural: Qasa'id) nutzt als Text ein Gedicht in einem Metrum in klassischem Arabisch. Die Qasida wird gewöhnlich von einem Sänger vorgetragen, der von einem Ensemble unterstützt wird. Sie ist meist lang und kunstvoll, damit der Sänger sein Können herausstellen kann.

Der Monolog

Der Monolog ist ein durchkomponiertes Lied, das sich an die Arientradition der Oper anlehnt. Er war besonders in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts beliebt. Der Monolog wird von einem Sänger aufgeführt, der von einem Orchester unterstützt wird. Dort gibt es keine Wiederholung von Teilen. Also werden immer neue Teile aneinandergehängt.

Das Duett

Das Duett ist ein komponiertes Stück mit zwei Sängern, oft ein Mann und eine Frau, die sich abwechseln oder gemeinsam singen. Es war vor allem am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts im Musicals und Filmen beliebt. Die Texte neigen zur Romantik, dem Dramatischen und Theatralischen.

Die Wasla

Die Wasla (Plural: Waslat) ist eine Form, die andere Formen beinhaltet, die nacheinander als eine Einheit aufgeführt werden, gewöhnlich stehen sie im selben Maqam. Eine kurze Wasla dauert fünf bis zehn Minuten, längere etwa eine Stunde. Die Stücke innerhalb der Wasla sind so geordnet, dass sie langsam anfangen und erst einmal den Maqam vorstellen. Dies geschieht meist instrumental. Dann kommen die komplexen Stücke, die den Musikern viel Können abverlangen. Die Wasla endet meist mit einem einfachen und kurzen Stück. Der Spannungsbogen geht also von einfach über komplex zu einfach zurück.

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